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.Mit einem Kreidestummel zeichnete Sadie rings um die beiden einen Kreis auf den Boden.»Hältst du es auch gut fest?«Quinn grinste.Das Ganze war lächerlich, aber dennoch nickte er.Er würde sie vorerst gewähren lassen.»Und jetzt?«Die Augen halb geschlossen, murmelte Sadie irgendwas und stieß ihr Messer in das Lamm.Sie schnitt dem Tier den Bauch auf, und es klang, als würde sie einen Leinensack zerfetzen.Der feuchte Geruch von Kot und Innereien erfüllte die Höhle.Quinns Schenkel wurden warm vom Blut.Er fluchte.Das Lamm strampelte, sträubte sich verzweifelt, bis es sich losgerissen hatte, ein paar Schritte entfernt stehen blieb und sie mit einem Ausdruck verblüffter Missbilligung anstarrte.Die Gedärme klatschten, gefolgt von anderen dunkelroten Innereien, auf den Höhlenboden.Das Tier sackte auf die Vorderbeine, dann auf die Hinterbeine und stieß ein klagendes Röcheln aus, dann kippte es um, erstarrte und starb.Das Ganze hatte nicht länger als eine Minute gedauert.Quinn rieb an seiner blutbefleckten Hose.Er versuchte aufzustehen und stieß sich an der niedrigen Decke den Kopf.Er kniete sich wieder hin.»Was zum Teufel soll das?«Doch das Mädchen, ebenfalls blutbespritzt, hockte schon neben dem toten Lamm und kehrte ihm den Rücken zu.Sie begann mit ihren Weissagungen und nickte vor sich hin, während sie die Innereien mit den Fingern auseinanderschob und anerkennend oder überrascht schnalzte.Sie hob den Finger, damit er sie nicht unterbrach, und Quinn schlurfte verwirrt ins spätnachmittägliche Licht zurück.Er setzte sich auf einen Felsvorsprung, in den seltsame Symbole – vielleicht auch unleserliche Worte – geritzt waren, dem Anschein nach nicht von denselben Leuten, von denen die Höhlenmalereien stammten.Er sah, dass der Boden rings um den Höhleneingang mit allem möglichen Kram übersät war.Es gab Stein- und Knochenhaufen, Schnüre, Haare, sogar zwei gusseiserne Soldaten, die aufrecht stehend, die Gewehre in die Landschaft gerichtet, zwischen die Steine geklemmt waren.Er schüttelte den Kopf.Sadie.Es wurde allmählich spät.Das Dämmerlicht hatte etwas Sprühendes.Es war seine Lieblingszeit, in der man all das sehen konnte, was im glättenden Tageslicht normalerweise unsichtbar war: wirbelnde Insektenschwärme, Pollenflöckchen, schimmernde Federn, winzige Löwenzahnschirmchen, die im Wind tanzten.Von einem fernen Buschfeuer stieg am Horizont Rauch auf.Wie wunderbar, auf der Welt zu sein, dachte er.Auf dieser Welt zu sein.Wo nichts ausgeschlossen, wo alles möglich war.Er verspürte eine seltsame, befreiende Freude.Weit unter ihm glitzerte die Sonne auf Metall, und er stellte sich vor, wenn in diesem Augenblick jemand den Berghang mit einem Teleskop absuchen würde, würde der ihn – ein struppiges, im Schatten kauerndes Tier – nicht mal bemerken.Eine halbe Stunde später kam Sadie heraus und kauerte nieder, um sich die Hände an den Felsen am Höhleneingang abzuwischen, die von herabrieselndem Wasser feucht waren.Sie starrte in die sich verdunkelnde Landschaft hinaus, als müsste sie erst verdauen, was sie herausgefunden hatte, dann setzte sie sich neben ihn und lehnte den Kopf an seine Schulter.»Und«, fragte er, »was hast du rausgefunden?«»Noch nichts.Das ist nicht immer so einfach.Manchmal kommt die Information auf verschlungenen Wegen.«»Aha.«»Du glaubst nicht dran, stimmt’s?«Quinn erschauderte, weil er in den Worten des Mädchens ein Echo von Mrs.Cranshaw hörte.»Vielleicht haben wir keine Zeit mehr, das ist alles.«»Die Antwort wird kommen.Gestern hab ich gehört, wie bei Sully die Leute gesagt haben, von dem Mann, der seine Frau umgebracht hat, gäbe es noch keine Spur.Der Fährtensucher kommt also frühestens in einer Woche zurück.«Quinn seufzte.Das war nicht gerade eine verlässliche Information.Gott allein wusste, wie er sie überreden konnte, diesen Ort zu verlassen.Er dachte an seine im Sterben liegende Mutter dort unten im Schatten.Mit blutigem Finger deutete Sadie auf eine rauchfarbene Bergkette in der Ferne.»Liegt Frankreich hinter den Bergen da? Wo du warst?«»Ja.Und dann muss man noch übers Meer.«»Das Meer?«»Der Ozean.Voller Wasser.«»Du meinst wie ein See?«»Viel größer.Weiter, als du gucken kannst.Ich habe Wochen auf einem Schiff verbracht, um dort hinzukommen.«Sie wirkte skeptisch, nickte aber dennoch und blickte über die Ebene, als könnte sie dieses rätselhafte Gewässer entdecken.»Ist es schön in Frankreich?«»Schön?«»Anders als hier?«Quinn begriff sofort.Australien war ein Übergangsland ohne Ordnung, in dem die Bäume gezwungen waren, zu wachsen, wo immer sie konnten.Ihre armen Wurzeln krallten sich in den Boden.Die Tiere waren plump und wankten oder watschelten.Selbst die Vögel sangen nicht, sondern meckerten, schrien und lachten eher wie eine Horde Irrenhausinsassen.Und oben immer dieser strahlende, messerscharfe Himmel.»Ja«, sagte er.»Es ist völlig anders als hier.«»Was ist mit Kensington Gardens? Ist das weit von hier?«Er lachte.Sadie kannte alle möglichen esoterischen Einzelheiten über die Welt, doch von den wesentlichen Dingen wusste sie nichts.»Das liegt in London.Das ist ziemlich weit.Viele Kilometer weit weg.«»So weit wie Frankreich?«»Ja.Warum willst du das wissen?«»Ich dachte, Thomas und ich könnten dort hingehen, wenn er zurückkommt.Mrs.Babcock liest ihren Kindern darüber vor.Ich hab sogar schon davon geträumt.Dort gibt’s einen See.Feen so klein wie ein Daumen, eine Welt unter Wasser.Stell dir bloß vor.Es gibt Feste, zu denen die Tiere eingeladen werden, alle Eichhörnchen und Vögel und so weiter, Kaninchen und Grillen.« Sie schwelgte in dieser Erinnerung
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