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.Dazu zähle ich mich.Und es gibt Leute, die es nicht aus eigener Kraft schaffen, die Kinder haben und so weiter.Und das sind eben mehrere Dutzend.Ihre Perspektiven sind absolut unklar.Nach Russland können sie nicht, erst recht nach dem Präzedenzfall von Valdes Garcia.201 Sie finden keine Arbeit, einigen fällt es schwer, eine neue Sprache zu lernen.Gegen mehrere von ihnen wurden in Abwesenheit Verfahren eingeleitet.Diese Leute sind nicht auf eigene Faust geflohen.Ihre Abreise war die Entscheidung ihrer Vorgesetzten, denen man gesagt hatte, sie müssten die Entscheidung für ihre Mitarbeiter treffen.Chodorkowski ist nicht geizig.Er kann nur gut haushalten.Ich glaube, für ihn ist das ein schwieriges Dilemma: Sich 50 Personen aufzuhalsen, für die er aufzukommen hat – und gleichzeitig selbst weiter im Gefängnis sitzen zu müssen.Das ist mir klar.Wie er sich auch entscheidet, ist es falsch: Es ist nicht gut, sich Unterhaltsempfänger zu schaffen.Aber man kann die Leute in der gegebenen Situation auch nicht zur Arbeit zwingen.Ja, es wurde ein Fonds eingerichtet zur Unterstützung dieser Menschen, und ich weiß, dass das ganze Geld von Chodorkowski kam, aber niemand hatte damit gerechnet, dass das alles so lange dauern würde, acht Jahre inzwischen.Es wäre natürlich am besten, direkt mit Chodorkowski darüber zu reden.Das geht aber nicht.Und gleichzeitig gehen diesen Leuten inzwischen die letzten Reserven aus, und sie haben keine Zukunft.Sie haben einfach schon zu lange nicht gearbeitet.Und dazu kommt noch ihr Alter.Es stellt sie einfach keiner mehr ein.Man muss ihnen klar sagen, welche Perspektiven sie haben.Und mir scheint, Chodorkowski hat dazu keine so klare Position.«Jewgeni Kisseljow: »Chodorkowski hatte beschlossen, die Zeitung Moskowskije nowosti zu kaufen und wollte mich als Chefredakteur gewinnen.202 Das war Anfang September 2003, anderthalb Monate vor seiner Verhaftung.Platon Lebedew war bereits in Haft.Ich glaube, dass Chodorkowski die Situation damals falsch eingeschätzt hat.Er hatte sich verrechnet, wie mir heute scheint.Damals kam mir das aber nicht so vor.Ich hatte einen Mann vor mir, der sich seiner selbst absolut sicher war.Ich sagte ihm, ich fände sein Angebot interessant und wäre bereit, es zu versuchen.Das sei für mich nicht zuletzt auch eine Frage der Moral, weil ich meine Selbstachtung verlieren würde, wenn ich in einer Situation, in der er ›unter Beschuss‹ stünde, eine Zusammenarbeit mit ihm ablehnte.Ich bat ihn allerdings, mir zu erklären, was eigentlich vorging.Darauf redete er, in diesem sehr schroffen Ton eines Menschen, der nicht daran zweifelt, dass er im Recht ist und siegen wird, sie würden ›einen Krieg gegen die Silowiki im Kreml führen‹, wobei er Putin nicht erwähnte, es ging vielmehr um die ›Silowiki in seinem Umfeld‹.Er sagte, der Chef der Administration, Woloschin, würde sie dabei unterstützen.Kurzum, unsere Sache ist eine gerechte Sache, und wir werden siegen.Und das Ziel sei ein Sieg im Jahre 2008.Er sprach nicht direkt aus, was ein ›Sieg‹ bedeutete, aber es war offensichtlich, dass er eine Machtübernahme meinte, vielleicht nicht seine eigene, aber die ›seiner Leute‹.Das hat mich enorm beeindruckt.Mir schien, dass da vielleicht etwas dran sein könnte.Damals kam mir das nicht utopisch vor.Dann aber überschlugen sich die Ereignisse mit solcher Geschwindigkeit, dass sich dieser naive Glaube innerhalb weniger Wochen in Luft auflöste.Schon Ende September hatte ich keinerlei Illusionen mehr – die Lage eskalierte, es gab Hausdurchsuchungen, Unterlagen wurden beschlagnahmt und Leute zum Verhör vorgeladen.Dann begannen immer mehr Leute zu verschwinden.Wir waren dabei, einen Businessplan für die Zeitung zu erarbeiten, aber diejenigen, mit denen wir darüber reden sollten, verschwanden einfach einer nach dem anderen.Du rufst jemanden an und kriegst zu hören: Tut mir leid, der ist nach London gefahren.Ich habe später darüber nachgedacht, warum er so sicher auftrat.Es gibt zwei Möglichkeiten.Version eins: Ja, zu diesem Zeitpunkt glaubte er an das, was er sagte, und Woloschin bestärkte ihn noch darin und machte ihm etwas vor.Version zwei: Chodorkowski war in gewissem Sinn einfach ein guter Schauspieler und trat so auf, um seinem Team, seinem Umfeld in einer bestimmten Phase die Zuversicht zu vermitteln, dass alles gut werde und dass ihre Sache eine gerechte Sache ist.«Wassili Schachnowski: »Anfang September hofften wir noch, Platon da wieder herauszuholen.Es gab Gespräche und Treffen, und es war klar, dass noch keine endgültige Entscheidung gefallen war, wie sie diese Geschichte zu Ende bringen würden.Mischa und ich hatten übrigens immer gestritten über Putin.Er hat sein Potenzial stark überbewertet, er war sicher, dass die Einsicht in die Bedürfnisse des Staates bei ihm die Oberhand gewinnen würde.Aus der Sicht von jemandem, der an die Zukunft des Landes denkt, hatte Mischa recht.Unter diesem Gesichtspunkt hätten sie weder Chodorkowski einsperren noch das Unternehmen ausplündern dürfen, und auch die Silowiki hätten sich nicht durchsetzen dürfen.Mischa und ich sahen uns oft und waren uns nach wie vor uneins; allzu große Veränderungen habe ich an ihm nicht bemerkt
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