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.Sie bedauerte zwar nicht, was sie gesagt hatte, aber vielleicht war es nicht der richtige Zeitpunkt dafür gewesen.Hinter dem Thron und beiderseits des Altars hatten sich Raisas Ahnen versammelt, die Grauwolf-Königinnen.Wie Nebelschwaden drängten sie sich näher zusammen und lösten sich wieder voneinander, und ihre strahlenden Augen glitzerten im Licht der Fackeln und der Kronleuchter.Raisa warf einen Blick auf Han; sie fragte sich, ob er die Grauwolf-Königinnen auch sehen konnte.Aber sofern das der Fall war, ließ er sich zumindest nichts anmerken.Er stand da und hielt sein Amulett fest, während er das Publikum nach möglichen Gefahren absuchte.Dies ist wie eine Hochzeit, dachte Raisa.Die Braut und ihre Begleiter stehen vorne.Die Magier auf der einen Seite, die Clans auf der anderen, wie zwei Familien, die nicht gut miteinander können; das Volk des Vales wie immer gezwungen, sich zwischen beiden zu entscheiden.Und ich? Ich heirate den Grauwolf-Thron – den eifersüchstigsten Liebhaber überhaupt.Sie hatte ihn Amon vorgezogen, und sie hatte ihn Han vorgezogen, und wahrscheinlich überhaupt jeder Chance auf wahres Liebesglück.Sei nicht so weinerlich, schalt sie sich.Das Leben ist voller schwieriger Entscheidungen.Zumindest werde ich Königin.Jemson trat in den Mittelgang und sah Raisa an.Er lächelte und blinzelte.»Seid gegrüßt, Gnädigste«, sagte er.»Wer seid Ihr, und was führt Euch heute in diesen Tempel?« Es war die erste der traditionellen Drei Fragen.»Ich bin Raisa ana’Marianna, die Erbprinzessin der Fells«, sagte Raisa so laut und deutlich, dass sie auch noch im letzten Winkel der Tempelhalle zu hören sein würde.»Ich bin hergekommen, um den Grauwolf-Thron zu beanspruchen.«»Mit welcher Autorität beansprucht Ihr den Grauwolf-Thron?«, fragte Jemson ernst.»Meine Mutter, Königin Marianna ana’Lissa, hat sich zu unseren Ahnen in den Spirit Mountains begeben«, sagte Raisa.»Ich bin Mariannas Erbin, durch Blut und Befähigung dazu berechtigt.«»Welches ist Euer Geschlecht?«, fragte Jemson.Raisa zählte die Reihe der Königinnen auf, beginnend mit Hanalea und endend mit ihrer Mutter und ihr selbst – eine Aufzählung, die ihr nicht zuletzt von den vielen Tempeltagen in ihrem Leben vertraut war.Jemson nickte.»Ich bin zufrieden, dass Ihr durch das Blut berechtigt seid, Eure Hoheit«, sagte er.»Jetzt habe ich drei Fragen, die Eure Befähigung betreffen.«Diese Fragen waren neu; bei ihrem Namenstag hatte sie sie nicht beantworten müssen.Man ging davon aus, dass eine Erbprinzessin genügend Zeit hatte, entsprechende Fähigkeiten bis zu ihrer Krönung zu gewinnen.»Wem gegenüber seid Ihr verpflichtet, Raisa ana’Marianna?«, fragte Jemson.»Ich bin dem Schöpfer gegenüber verpflichtet, dem Geschlecht und dem Volk der Fells«, antwortete Raisa.»Wie gebt Ihr Euch zu erkennen, Prinzessin Raisa?«, fragte Jemson.»Bei was schwört Ihr?«»Ich schwöre bei meinem Blut«, sagte Raisa.Sie zog den Hanalea-Dolch hervor, der einmal Edon Byrne gehört hatte, und schnitt sich in die Handfläche.Dann ließ sie das Blut in das große Becken beim Altar fließen.Jemson reichte ihr ein sauberes weißes Tuch, das sie um ihre Hand wickeln konnte.Dann hob er einen kunstvollen Wasserkrug, goss daraus Wasser in das Becken und verrührte es dann.Es war klares, reines Wasser von der Drynne hoch oben in den Spirits.»Wer wird Euch in alldem unterstützen, Raisa ana’Marianna?«, fragte Jemson.»Das Königinnenreich ruht auf drei Säulen – den Magiern, den Spirit-Clans und dem Volk des Vales«, sagte Raisa.Jemson tauchte einen Kelch in das Becken und hob ihn hoch.Er machte eine Geste, und Elena, Lord Bayar und Lord Hakkam traten vor.Jemson reichte ihnen den tropfenden Kelch, und sie tranken alle daraus und starrten einander über den Rand des Kelchs hinweg an.Amon und Han traten von beiden Seiten hinzu, um ihrerseits zu trinken.Dann bat Jemson die erste Reihe zu sich, und Mellony, Missy und Averill Lightfoot traten vor und tranken ebenfalls.Mellonys bleiche Wangen waren sogar noch bleicher als sonst, und Raisa wusste, dass ihre Schwester daran dachte, dass sie sich selbst bereits an ihrer Stelle gesehen hatte.Averill lächelte Raisa an; sein Gesicht strahlte vor Stolz.Lag es daran, dass sie seine Tochter war oder dass jetzt eine Mischlingskönigin auf dem Grauwolf-Thron saß?Micah und Fiona kamen von der anderen Seite herbei.Micahs Blick begegnete dem von Raisa, als er seine schwarzen Haare zurückwarf, den Kelch eintauchte und trank.Fiona hielt ihren Blick auf den Kelch gesenkt.Eine Reihe nach der anderen wurde nach vorn gebeten, um vom Blut der Grauwolf-Königin zu trinken.Etwa die Hälfte der Anwesenden blieb sitzen.Bei ihnen handelte es sich um die Würdenträger aus den übrigen Sieben Reichen, die keinerlei Veranlassung hatten, Raisa die Treue zu schwören.»Hierdurch haben wir geschworen, das Grauwolf-Geschlecht und das Königinnenreich zu bewahren«, sagte Jemson und trank selbst aus dem Kelch, ehe er ihn beiseitestellte.Vergesst das nur nicht, dachte Raisa und sah die Bayars an.»Kniet nieder, Eure Hoheit«, sagte Jemson.Raisa ließ sich auf die Knie sinken, und das Krönungsgewand breitete sich um sie herum aus.Jemson nahm die prachtvolle Grauwolf-Krone von ihrem Samtkissen und hob sie hoch.»Kraft der Autorität, die mir als Redner des Kathedralen-Tempels der Stadt des Lichts übertragen wurde, kröne ich Euch, Raisa ana’Marianna, Königin der Fells, dreiunddreißigste des neuen Geschlechts.« Und damit setzte er ihr die Krone aufs Haupt.Die Grauwolf-Königinnen auf dem Podest beugten ihre Köpfe in Anerkennung ihrer neuen Schwesterkönigin und lösten sich wie Nebelschwaden im Sonnenlicht auf.Raisa erhob sich mit steifem Nacken unter dem Gewicht der Krone; sie fürchtete unterschwellig, dass sie herunterfallen könnte.Jemson trat zur Seite.Ihre Begleiter versammelten sich hinter ihr, und sie schritt würdevoll den Mittelgang entlang, während die versammelten Adeligen applaudierten.Vermutlich ist dies das letzte Mal, dass sich alle gemeinsam über etwas freuen, das ich tue, dachte Raisa.Als sie den Hof überquerte, hörte sie von den Balkonen her Rufe, aber sie hatte Angst, hochzusehen und dabei ihre Krone zu verlieren.Rosenblätter wirbelten überall um sie herum zu Boden
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