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.Doch unser Aufenthalt zog sich hin, zuerst tage-, dann wochenlang, als ein ums andere Mal der Himmel sich aufklarte, nur um sich wieder zu verfinstern, sobald unsere Kamele beladen waren.Der Tag von Najyas Unglück rückte näher und näher, und ich wurde immer verzweifelter.Ich wandte mich an jeden einzelnen der Kamelführer mit der dringlichen Bitte, mit mir alleine vorauszureisen, aber ich konnte keinen von ihnen überzeugen.Schließlich fand ich einen, der bereit war, mir ein Kamel für einen Preis zu verkaufen, der unter anderen Umständen unverschämt hoch gewesen wäre, den ich aber nur zu bereitwillig zahlte.Dann machte ich mich alleine auf den Weg.Es ist wohl kaum erstaunlich, dass ich während des Sturmes nur langsam vorankam, doch sobald der Wind nachließ, gelang es mir, ein rasches Tempo einzuschlagen.Allerdings war ich ohne die Wächter der Karawane ein leichtes Opfer für Räuber, und natürlich wurde ich nach zwei Tagen aufgehalten.Sie nahmen mir mein Geld und mein Kamel, verschonten jedoch mein Leben.Ob aus Mitleid, oder weil ich ihnen gleichgültig war, vermag ich nicht zu sagen.Ich kehrte zurück, um mich wieder der Karawane anzuschließen, doch quälte mich nun ein wolkenloser Himmel, und ich litt entsetzlich unter der Hitze.Als die Karawane mich fand, war meine Zunge geschwollen, und meine Lippen waren so rissig wie in der Sonne gebackener Lehm.Von da an hatte ich keine andere Wahl, als bei der Karawane zu bleiben.Wie eine welke Rose, deren Blütenblätter eines nach dem anderen abfallen, schwand mit jedem Tag meine Hoffnung.Als die Karawane die Stadt des Friedens erreichte, wusste ich, dass es zu spät war, doch als wir durch das Stadttor einritten, fragte ich die Torwachen, ob sie von einer Moschee gehört hatten, die eingestürzt sei.Der erste Wachmann, den ich fragte, wusste nichts, und einen Herzschlag lang wagte ich zu hoffen, dass ich den Tag des Unglücks falsch in Erinnerung hatte und in der Tat noch rechtzeitig angekommen war.Ein anderer Wächter sagte mir dann, dass tatsächlich erst gestern im Karkh-Viertel eine Moschee eingestürzt sei.Seine Worte trafen mich mit der Wucht eines Henkersbeils.So weit war ich gereist, nur um die schlimmste Nachricht meines Lebens ein zweites Mal zu hören!Ich ging zu der Moschee und sah den Steinhaufen, wo einst eine Mauer gestanden hatte.Es war ein Anblick, der meine Träume seit zwanzig Jahren heimsuchte, doch dieses Mal verging das Bild auch dann nicht, als ich meine Augen aufschlug, sondern bot sich mir deutlicher dar, als ich zu ertragen vermochte.Ich wandte mich ab und irrte ziellos umher, bis ich mich vor meinem alten Haus wiederfand, dem Haus, in dem Najya und ich einst gelebt hatten.Verzweifelt und von Erinnerungen erfüllt stand ich auf der Straße.Ich weiß nicht, wie viel Zeit vergangen war, als eine junge Frau zu mir trat und mich ansprach.»Mein Herr«, sagte sie, »ich suche nach dem Haus von Fuwaad ibn Abbas.«»Ihr habt es gefunden«, sagte ich.»Seid Ihr Fuwaad ibn Abbas, mein Herr?«»Der bin ich, und ich bitte Euch, lasst mich allein.«»Verzeiht mir, mein Herr.Mein Name ist Maimuna, und ich bin die Gehilfin eines Arztes im Bimaristan.Ich habe mich um Eure Frau gekümmert, bevor sie starb.«Ich wandte mich ihr zu und sah sie an.»Ich habt Najya behandelt?«»Das tat ich, mein Herr.Ich habe geschworen, Euch eine Mitteilung von ihr zu überbringen.«»Was für eine Mitteilung?«»Sie sagte, ich solle Euch wissen lassen, dass ihre letzten Gedanken bei Euch waren.Sie wollte, dass ich Euch ausrichte, dass ihr Leben zwar nur kurz gewesen sei, sie in der Zeit mit Euch jedoch glücklich war.«Sie sah, wie mir Tränen über die Wangen rannen, und sagte: »Vergebt mir bitte, wenn meine Worte Euch Kummer bereiten, mein Herr.«»Da gibt es nichts zu vergeben, mein Kind.Hätte ich nur die Mittel, Euch für diese Nachricht das zu geben, was sie mir wert ist.Ich könnte Euch ein ganzes Leben lang danken und stünde immer noch in Eurer Schuld.«»Für Trauer schuldet man niemandem etwas«, sagte sie.»Friede sei mit Euch, mein Herr.«»Friede sei mit Euch.«Sie verließ mich, und ich irrte stundenlang durch die Straßen und weinte Tränen der Erlösung.Dabei dachte ich die ganze Zeit daran, wie wahr Bashaarats Worte doch gewesen waren: Die Vergangenheit und die Zukunft gleichen einander, und beides können wir nicht ändern, nur besser verstehen.Meine Reise in die Vergangenheit hatte nichts verändert, doch was ich erfahren hatte, veränderte alles, und nun begriff ich, dass es nicht anders hatte sein können.Wenn unsere Leben Geschichten sind, die Allah erzählt, dann sind wir gleichzeitig Zuhörer und Figuren, und indem wir diese Geschichten leben, werden wir belehrt.Die Nacht brach herein, und die Stadtwache fand mich, wie ich in staubiger Kleidung nach der Sperrstunde durch die Straßen irrte, und sie fragte mich, wer ich sei.Ich sagte ihnen meinen Namen und wo ich wohnte, und die Wachleute brachten mich zu meinen Nachbarn, um zu prüfen, ob diese meinen Namen kannten, doch sie erkannten mich nicht, und so wurde ich ins Gefängnis gebracht.Ich erzählte dem Hauptmann der Wache meine Geschichte, und er fand sie kurzweilig, auch wenn er mir keinen Glauben schenkte.Wer würde das schon? Dann erinnerte ich mich an etwas aus der Zeit meiner Trauer vor zwanzig Jahren und erzählte dem Hauptmann, dass der Sohn Eurer Majestät als Albino auf die Welt kommen würde.Als den Hauptmann einige Tage später die Kunde vom Zustand des Kindes erreichte, brachte er mich zum Statthalter des Viertels.Als der Statthalter wiederum meine Geschichte hörte, brachte er mich hierher in den Palast, und als der Colonele Kammerherr meine Geschichte vernahm, brachte er mich wiederum hier in den Thronsaal, damit mir die unermessliche Ehre zuteil werde, sie Eurer Majestät zu erzählen.Meine Geschichte und mein Leben sind nun, ineinander verschlungen, am selben Punkt angelangt, und wie sie beide weitergehen, hängt von der Entscheidung Eurer Majestät ab.Ich weiß von vielen Dingen, die in den nächsten zwanzig Jahren hier in Bagdad geschehen werden, aber nichts über das, was vor mir liegt.Ich habe kein Geld mehr, um zurück nach Kairo und dem ›Tor der Jahre‹ dort zu reisen, und doch schätze ich mich grenzenlos glücklich, denn mir wurde die Gnade zuteil, mich den Fehlern meiner Vergangenheit zu stellen, und ich habe erfahren, welchen Trost Allah gewährt.Es wäre mir eine Ehre, alles mitzuteilen, was ich von der Zukunft weiß, falls Eure Majestät geneigt ist, danach zu fragen, doch für mich ist das kostbarste Wissen dieses:Nichts kann die Vergangenheit auslöschen.Wir kennen Reue, wir kennen Sühne, und wir kennen Vergebung.Das ist alles.Aber es ist genug.AusatmungSeit Langem herrscht die Meinung vor, dass die Luft (von manchen auch Argon genannt) der Quell des Lebens sei.Tatsächlich ist das aber nicht der Fall, und so graviere ich diese Worte, um zu berichten, wie ich herausfand, was der wahre Quell des Lebens ist und – was damit zusammenhängt – auf welche Weise das Leben eines Tages enden wird.Die Ansicht, dass die Luft unser Leben ermöglicht, galt im Laufe der Geschichte als so selbstverständlich, dass es nicht einmal nötig war, sie zu erklären.Jeden Tag verbrauchen wir zwei mit Luft gefüllte Lungen; jeden Tag entfernen wir die leeren Lungen aus unserer Brust und ersetzen sie durch volle.Jemand, der so unbedacht ist, seinen Luftpegel zu weit absinken zu lassen, spürt, wie seine Glieder allmählich schwer werden und sich der Drang verstärkt, die Lungen wieder aufzufüllen
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