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.Auf dem Schlitten liegt ein eingewickelter, verkümmerter Weihnachtsbaum: Der hat schon ein Jahr da gelegen.Den haben sie uns aus dem Jenseits geschenkt: Selber feiern sie mit einem schönen Weihnachtsbaum, und uns geben sie den alten.Ich kneife die Augen zu und sehe große Buchstaben.Nein.Schreiben darf ich sie nicht.Sonst schimpfen sie wieder.Ich laufe in die Küche.Babuschka Ariadna sagt:»Was für ein schönes Bild! Ganz recht: Ihr habt einen Weihnachtsbaum mitgebracht, und jetzt schmücken wir ihn.«»Allmächtiger!« Babuschka Jewdokija schaut sich das Bild genauer an.»Was ist denn das da auf dem Schlitten? Sieht aus wie ein Toter.Warum lachst du?«, fragt sie.»Genauso hat man sie während der Blockade transportiert.In eine Bastmatte eingewickelt, auf den Schlitten gelegt und weggebracht.Dann schaust du genau hin und siehst: ein ganz kleines Kind.Wie viele sie im ersten Winter weggebracht haben …«»Im zweiten«, seufzt Ariadna, »waren es auch nicht weniger.«»Mehr«, brummt sie, »weniger … Wer hat sie denn damals gezählt …«***»Nun ja«, Jewdokija wiegt den Kopf, »sehr schön …«»Es gab noch einen roten, aber ich habe den hier genommen.« Mama hat ihn auf dem Sofa ausgebreitet und bewundert ihn.Die Babuschki stehen und nicken.»Das fehlte noch! Rot, das ist ja wohl gar kein Vergleich.«»Ganz weiche Wolle.« Mama streicht mit der Hand darüber.»Wie bei einem Kälbchen.Vor dem Krieg hatten wir eine Kuh.Aber dann mussten wir sie schlachten.«»Sieh an, die Chinesen …«, seufzt Babuschka Jewdokija.»Früher hat man von denen nichts gehört.Da hieß es immer nur, die Japaner, die Japaner.Aber da kann man mal sehen, was die alles gelernt haben.«»Was soll das denn heißen, man hat von denen nichts gehört?« Babuschka Ariadna nimmt sie in Schutz.»Die Chinesen sind ein uraltes Volk.Beinahe fünftausend Jahre alt.«»Ja eben … Wenn noch mal fünftausend Jahre vergehen, haben wir vielleicht auch etwas gelernt.«»Als ob wir nichts könnten!« Babuschka Glikerija schlägt die Hände zusammen.»Alles können wir! Was haben wir früher für schöne Sachen gemacht: Goldstickerei, Spitzen … Gefältelte Blusen, Damenhüte, seidene Hemdchen, Borten – meine verstorbene Gräfin hat unsere Arbeit immer allen anderen vorgezogen …«»Ach«, fällt Mama ein, »die Bänder! Ich habe ja noch Bänder gekauft.«»Was sagt man dazu?« Babuschka Glikerija streicht die Bänder glatt.»Eine richtige Prinzessin … Und du, gefällt er dir?«»Also gut«, sagt Mama, »macht ihr euch nur schön, ich schäle inzwischen die Kartoffeln.«»Also«, kommandiert Babuschka Jewdokija, »zieh das Kleid aus.«»So«, Glikerija bringt sie in die Küche, »zeig deiner Mutter mal, wie schön du bist!«»Du liebe Güte!«, staune ich.»Wer ist denn das kleine Mädchen in dem Anzug, das ist ja gar nicht wiederzuerkennen! Ist das wirklich meine eigene Tochter?«»Allerdings«, freut sich Glikerija, »allerdings.Wir flechten ihr noch die Bänder ins Haar, dann kann sie auch ins Theater.«Ich habe die Kartoffeln abgegossen, wir sitzen beim Abendessen.»Und«, frage ich, »haben Sie sich das mit dem Fernseher überlegt?«»Haben wir«, antwortet Jewdokija für alle, »trag dich ein.«»Ich bin beim Gostiny Dwor vorbeigegangen.« Ich öffne das Fenster, zwischen den Scheiben ist es kalt, da steht die Butter gut.»Da haben sie eine große Textilabteilung.Und was für Stoffe es da gibt! Wolle, Kattun, Kunstfaser … Vielleicht könnte man für mich auch was nähen, ein Kleid aus Flanell? Meins ist schon so alt, und an den Ellbogen glänzt es.«»Das musst du selber wissen«, erwidert Jewdokija.»Du bist wohl zu Geld gekommen?«»Schon gut.« Ich besann mich.»Ich meine ja nur, für später irgendwann.«»Ach, wie dumm von mir!«, fiel Jewdokija plötzlich ein.»Das habe ich ja ganz vergessen! Wir haben heute einen Weihnachtsbaum gekauft.Unter der Treppe liegt er, er ist auf dem Schlitten festgebunden.Geh mal runter und hol ihn.«Ich habe das Geschirr abgewaschen und horche: Sie sind anscheinend eingeschlafen … Gut, ich werde mich kurz ausruhen, dann hole ich ihn hoch.Wenn ich die Augen schließe, sehe ich die Stoffe vor mir.Und die Frauen, die herumgehen und sie befühlen.Sie sind nicht mehr jung, aber gut angezogen.Ihre Männer verdienen offenbar genug Geld.Vor allem eine fiel mir auf.Sie hat Stoff für einen Mantel ausgesucht.Sie trug einen Pelzmantel und suchte jetzt also auch noch Stoff für einen Mantel aus.Offenbar war sie mit einer Verwandten gekommen.Auch eine reiche Frau.Sie beratschlagten.Ich gehe hin und schaue: Meine Güte, achtzehn Rubel der Meter.Ob die wohl so viel verdienen, dass sie solche Preise zahlen können?Als ich nach unten komme, ist es dunkel im Hausflur.Diese Parasiten, denke ich! Haben sie schon wieder die Lampe eingeschlagen.Das waren die Burschen vom Hof, diese Rowdys … Ich krieche unter die Treppe und taste nach dem Baum.Die ganzen Hände habe ich mir zerstochen …Glikerija ist zu mir ins Zimmer gekommen.Sie steht da und will nicht so recht mit der Sprache heraus.»Was ich noch fragen wollte … Dieser Flanell, was kostet denn der Meter?«»Unterschiedlich«, antworte ich.»Der etwas dickere, geblümte ist teuer.Zwei fünfundvierzig.«»Neue Rubel?«»Natürlich«, sage ich.»Heutzutage wird alles mit neuen Rubeln bezahlt.«Sie steht da und bewegt die Lippen.»Drei Meter sieben Rubel, alles in allem … Und der andere, der dünnere?«»Das ist Baumwollflanell«, sage ich, »zu eins vierzig.Miserable Qualität und wird schnell schmutzig.«»Pass mal auf.« Sie kramt in ihrem Rock und holt die Geldbörse hervor.»Ich hab jetzt nur einen Rubel achtzig.In den nächsten Tagen bekomme ich meine Rente.Fahr hin und kauf zwei Stücke Stoff, such was Schönes aus.Dann nähe ich eins für dich und eins für mich.Nimm aber für beide denselben Stoff, wenn was übrig bleibt, mach ich noch eine kleine Schürze daraus.«»Für Susannotschka? Wozu das denn?«, frage ich.»Soll sie vielleicht schon von klein auf an den Besen gewöhnt werden?«»Wann denn sonst? Wenn sie größer wird, ist es zu spät.Mir haben sie auch schon früh beigebracht, dass ich Weißnäherin werden sollte …«Sie verstummt, und ich denke: Diesen Frauen hat man das bestimmt nicht beigebracht.Deshalb sind sie große Damen geworden.Das Leben ist wachsam – von Kindheit an gibt es Acht …Als ich ins Bett gehe, rechne ich nach.Der Anzug ist ganz schön teuer geworden.Ich hatte mit ungefähr sechs Rubel gerechnet, aber jetzt kostet er neun achtzig.Alles in allem zehn
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